"Hinterhofgepräche": Geheimbündelei bei der IHK im Hinterhof? Aber nein!
Die IHK Mittleres Ruhrgebiet hatte zur ersten gemeinsamen Veranstaltung die Werbe- und Interessengemeinschaften in den Städten und Stadtteilen ihres Kammerbezirks eingeladen, um ihre Unterstützung anzubieten. Ohne diese Akteure, die sich mit den Fragen attraktiver und funktionsfähiger Innenstädte und Zentren auseinandersetzen, wird es nicht möglich sein, sie zu erhalten, weiß die IHK in Bochum.
Für die Verbesserung der Aufenthalts- und Erlebnisqualität in den Zentren der Städte und Stadtteile sind im Kammerbezirk aktuell 38 Gemeinschaften aktiv und wurden eingeladen.
Die Werbegemeinschaft unseres Stadtteils war nicht vertreten.
Was will die IHK?
Mit der Aufnahme eines Gewerbes sind Unternehmen automatisch Mitglied bei der IHK. In Deutschland gibt es 80 Industrie- und Handelskammern (in NRW 16), die für unterschiedlich große Regionen zuständig sind. Zur IHK Mittleres Ruhrgebiet, die ihren Sitz in Bochum hat, zählen rund 33.000 Unternehmen aus Bochum, Hattingen, Herne und Witten, aus den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistungen mit ganz unterschiedlichen Tätigkeitsschwerpunkten in jeder Größenordnung.Die Industrie- und Handelskammern (IHK) sind berufsständische Körperschaften des öffentlichen Rechts, die Aufgaben der Selbstverwaltung der regionalen Wirtschaft übernehmen. Die Grundlagen regelt das Bundesgesetz zur vorläufigen Regelung des Rechts der Industrie- und Handelskammern. Industrie- und Handelskammern gibt es seit dem Mittelalter. Nicht nur die Zwangsmitgliedschaft ist für viele Unternehmen ein Anlass zur Kritik.
Aufgaben der IHK Mittleres Ruhrgebiet
Die IHK Mittleres Ruhrgebiet hat die Aufgabe, die Wirtschaft ihres Bezirks zu fördern und das Gesamtinteresse aller Gewerbetreibenden ihres Bezirks wahrzunehmen. Ein wesentliches Ziel sei die Förderung der Standortqualität. Dafür gebe die IHK Impulse und stelle Weichen - ob es um die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur, um Gewerbeflächen oder Entsorgungssicherheit gehe. "Die IHK ist mitten im Geschehen und gestaltet aktiv mit."Die IHK Mittleres Ruhrgebiet hat bundesweit dadurch auf sich aufmerksam gemacht, dass sie den Standort "Stadtzentrum" thematisiert und sich aktiv für die Gründung von Standort- und Interessengemeinschaften (ISG) eingesetzt hat bzw. einsetzt.
Damit greift sie in ein politisch heiß umstrittenes gesellschaftliches Themen ein: Bei der Auseinandersetzung über die Zukunft der Städte und Stadtteile geht es um mehr als um nackte Standortzahlen, sondern um Lebensqualität und soziales Miteinander. "Attraktive und funktionsfähige Innenstädte" sind eben nicht nur funktionierende Standorte mit Handel und Dienstleistungen, sondern Räume, in denen Menschen gerne leben un gerne ihre Kinder großziehen und die dafür eine angemessene Versorgung mit täglichen Bedarfsgütern benötigen. Attraktivität und Funktionsfähigkeit lassen sich nicht von Individualität und Vielfalt der Angebote trennen.
"Die IHK unterstützt und berät durch Vorschläge, Gutachten und Berichte die Behörden. Wir bringen die Interessen der regionalen Wirtschaft ins Spiel." Dieser Punkt interessiert die Gewerbetreibenden im Zentrum Herbedes und andere natürlich besonders: Gehört beispielsweise Edeka, ein Konzern, dessen Sitz in Hamburg ist und der von dort aus die strategische Ausrichtung seiner Märkte bestimmt, zur regionalen Wirtschaft? Zur Strategie Edekas gehört derzeit, die Kosten für den Lebensmitteltransport dadurch zu senken, dass sie die immer größeren und möglichst wenigen Märkte von entfernten, zentralen Sammelpunkten aus durch möglichst große LKW anfahren können (spart u.a. die steigenden Spritkosten). Dafür eignen sich Standorte in Innenstädten meist nicht - also versuchen Großkonzerne wie Edeka, die Menschen ihren Konzern-Bedürfnissen anzupassen, sie auf andere Standorte umzulenken und gleichzeitig diejenigen kleine Unternehmen vom Markt zu verdrängen, deren Warenangebote in das Konzernsortiment passen. Mit Wettbewerb oder "Möge der Bessere gewinnen" hat diese Strategie wirklich nichts zu tun. Die Folgen dieses "Erfolgs" kann man in den ausgebluteten Innenstädten leicht ablesen. Und es ist nicht anzunehmen, dass die Bürger, hätte man sie vorher danach gefragt, diesen Preis wirklich hätten zahlen wollen.
Im März dieses Jahres sollte der Öffentlichkeit ein Gutachten eines renommierten Dortmunder Büros über das Einkaufsverhalten der Bürger in Herbede vorgelegt werden. Aus bestimmten Gründen wurde die Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse leider auf September verschoben. Die Untersuchung war vom Einzelhandelsverband, der IHK und der Stadt Witten in Auftrag gegeben worden, weil sich die Diskussion festgefahren hatte. Wir hätten uns Transparenz gewünscht, waren aber trotz vorheriger Zusage nicht daran beteiligt. Mitglieder des Bürgerkreises haben in den letzten Jahren in Herbede sorgfältig recherchiert, so dass wir davon ausgehen, dass die Ergebnisse sich im Wesentlichen mit unseren Aussagen decken werden.
Die Wittener SPD-Fraktion versucht seit vielen Jahren, den Bau eines Discounters oder eines großflächigen Lebensmitteleinzelhandels außerhalb des Stadtteilzentrums zu ertrotzen, gegen den Willen der Bürger und der Einzelhändler im Stadtteilzentrum ("Schwarzer Donnerstag", 22.11.2007, WAZ). Sie wartet das Ergebnis der Studie nicht ab, sondern lässt durch die Herbeder SPD jetzt eine eigene Umfrage starten, in der Hoffnung, deren Ergebnisse, die Anfang September vorgelegt werden sollen, werde der Öffentlichkeit ein ehrliches, klares Bild der Meinungen zeigen. Worüber soll dann diskutiert werden? Über die Zuverlässigkeit von Gutachten oder über die Zukunft des Stadtteils?
Die IHK, der Einzelhandelsverband, die Bürger, sachkundige Verwaltungsangestellte und ehrenamtliche Akteure stoßen an Grenzen, wenn Parteien auf dem Standpunkt stehen, dass in der Politik nicht Argumente entscheiden, sondern was "man" will!
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Jennifer Duggen, IHK Ein kurzer Bericht zum Strukturvergleich von rund 900 Werbe- und Interessengemeinschaften |
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