Einer der Gründe, dass der kleinflächige Einzelhandel in Herbede diesem Druck bisher erfolgreich widerstehen konnte, ist die hohe Kundenbindung. Sie ist auch eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür, dass der kleine, inhabergeführte Einzelhandel seine Vorteile gegenüber den großflächigen Konkurrenten in Zukunft ausbauen kann - mit Hilfe des Internets.
Der Online-Handel gewinnt ständig an Bedeutung. Dadurch verändern sich auch die Chancen des stationären Handels. Bei stadtplanerischen Vorhaben in Herbede wurde dieser Aspekt bisher nicht berücksichtigt.
Der stationäre Handel wird durch das Internet nicht überflüssig - im Gegenteil
Experten der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) haben 7.000 Online-Käufer in sieben Ländern befragt und dargelegt, dass das Internet zwar die Bedeutung des stationären Handels verändert, ihn dadurch jedoch nicht überflüssig machen wird. PwC kommt zu folgendem Ergebnis:- Das Internet ist ein stark wachsender Massenmarkt, den kein Händler oder Hersteller mehr ignorieren kann.
Etwa 41 Millionen Deutsche nutzen heute aktiv das Internet. Der Online-Handel gilt als Wachstumstreiber des deutschen Einzelhandels und der Konsumgüterindustrie.
Für jeden heute nur stationären Händler ist der Online-Handel ebenso ein Muss wie für die Versandhändler.
Der Online-Handel wächst im Gegensatz zum gesamten Einzelhandel rasant: Seit der Jahrtausendwende hat sich die Zahl der deutschen Onlineshopper verdoppelt. Mehr als 36 Millionen Deutsche kaufen nach Angaben aus einer aktuellen Studie der Marktforscher von Forrester Research regelmäßig online ein. Für das Jahr 2014 erwarten die Spezialisten, dass mehr als 44 Millionen Deutsche online shoppen und dabei 44 Milliarden Euro ausgeben. - Das Internet hat eine positive Auswirkung auf den stationären Umsatz. PwC geht davon aus, dass rund sechs Prozent der Einkäufe in stationären Filialen nicht ohne den Online-Shop des Händlers zustande gekommen wären.
Der Online-Handel sei ein Muss, da Kaufvorbereitung sich zunehmend auf das Internet verlagern und die Kunden sich über Produkteigenschaften und Preise alternativer Produkte häufig im Internet informieren. "Wer dabei nicht im Internet präsent ist, wird auch nicht in die Kaufentscheidung einbezogen. Hier zeigt sich der Google-Effekt: Was im Internet nicht gefunden wird, existiert nicht." - Der Laden bleibt wichtig, aber er ändert seine Rolle.
Jeder dritte Onlinekunde nutze den Laden gerne für Umtausch und Rückgabe gelieferter Ware, jeder vierte holt sich diese trotz Online-Bestellung am liebsten selbst in der Filiale ab. "Je nach Warenkategorie bleibt der Laden wichtig, doch in einer stark erweiterten Rolle: Etwa als Showroom oder als Abholort der im Internet bestellten Ware", sagt Gerd Bovensiepen, Leiter des Competence Center Retail & Consumer bei PwC. (www.pressetext.com)
Welche Möglichkeiten hat der Einzelhandel?
Online-Konsumenten bewegen sich beim Einkauf ständig zwischen Online und Stationär. Deshalb empfehle sich für die Zukunft oftmals eine Strategie, die auf mehreren Kanälen gleichzeitig agiert. "Bindet diese das Internet konsequent ein, so hat auch stationärer Handel Zukunft", betont Bovensiepen. (www.pressetext.com)Grundregel für Händler und Hersteller, die eine internationale Onlinestrategie oder den Weg über mehrere Vertriebskanäle verfolgen, sei jedoch weiterhin den Kunden mit seinen landesspezifischen Bedürfnissen in den Mittelpunkt zu rücken. Dies gilt allerdings erst recht für die Kunden der eigenen Region, die niemand besser kennt als der Einzelhändler vor Ort.
Wie könnte eine "Strategie, die auf mehreren Kanalen gleichzeitig agiert", aussehen?
- Der Kunde steht im Mittelpunkt
Ein Multi-Channel-Ansatz könne nur dann erfolgreich sein, wenn er optimal auf die Bedürfnisse und Erwartungen des Kunden zugeschnitten ist. Das scheint selbstverständlich, erfordert aber ein konsequentes Durchdenken aller Prozesse aus der Sicht des Kunden. Von besonderer Bedeutung sei die Zuordnung der Produkte und Dienstleistungen zu den Vertriebskanälen. Werden einzelnen Kanälen zu wenige Leistungen zugeordnet, drohe ein "Underserving" und damit das Risiko, nicht wettbewerbsfähig zu sein. Kernfragen sind: Was wollen die Kunden über die einzelnen Kanäle beziehen? Wie nutzen die Kunden die einzelnen Kanäle? - Das Verhältnis der Kanäle zueinander: Der Ausgestaltung des Mehrkanalsystems kommt ein besonderer Stellenwert zu.
Es gibt unterschiedlichste Gestaltungsoptionen für die Vertriebskanäle, die aufeinander verweisen können. Der Online-Shop könne dazu eingesetzt werden, die Besucherfrequenz in den Läden zu erhöhen. Auch die Möglichkeit einer portofreien Auslieferung der Internet- oder Katalogbestellungen in die Filialen erhöhe die Frequenz in den Filialen. - Die Organisation und Prozesse müssen konsequent auf das Mehrkanalsystem abgestimmt werden, empfiehlt PwC.
Durch die Abstimmung der Organisation und Prozesse lassen sich Ineffizienzen und damit Kosten vermeiden.
Könnte ein "Mehrkanalsystem" in Herbede funktionieren?
In großen, modernen Unternehmen werden die komplexen Aufgaben des Einzelhandels von Spezialistenteams bewältigt. Als eine Gemeinschaft von Kaufleuten brauchten sich die Einzelhändler jedoch nicht hinter große Unternehmen zu verstecken. Sie könnten ein eigenes Konzept zur Stärkung des Herbeder Zentrums entwickeln. Der Online-Handel könnte darin eine starke Stellung erhalten. Die hohe Kundenbindung, die das Gutachterbüro Stadt+Handel in Herbede festgestellt hat, und der persönliche Kontakt zu den Kunden bieten dafür die besten Voraussetzungen.Die großen Anbieter und Investorengruppen kopieren das Dorf - wir haben das Original! Und wer wäre so dumm, es wegzuwerfen?
Edith Winkelmann
Quellen:
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