"Grund dafür ist die fehlende Perspektive hinsichtlich einer unternehmerisch und strategisch gewinnversprechenden Entwicklung für die nächsten Jahre. Das Voranschreiten der Wettbewerbsintensität in den benachbarten Ortsteilen und Gemeinden Witten und Bochum lässt unserem Hause auf der heute belegten, beschränkten Flächengröße und der definitiv nicht erweiterbaren Parkplatzsituation keine Alternative."Im Unterschied dazu heißt es im Gutachten von Stadt+Handel:
"Da die Umsätze auf Basis der voraussichtlich örtlich gebundenen Kaufkraft und der Streuumsätze als deutlich überdurchschnittlich einzuschätzen sind, erscheint es vorbehaltlich aktuell nicht offensichtlich erkennbarer innerbetrieblicher Besonderheiten - insbesondere 35 logistischer Natur – von erheblichem Gewicht oder durch neu zu schaffende Wettbewerbsstandorte, die deutlich über eine Stadtteilversorgung hinaus gerichtet wären, in unmittelbarer Nachbarschaft Herbedes, insgesamt als wenig wahrscheinlich, dass dauerhaft weniger als drei Lebensmittelanbieter in Herbede tragfähig betrieben werden können."
Welches Problem hat Edeka mit dem Standort in der Meesmannstraße?
Edeka sammelt Nahrungsmittel von verscheiedenen Produzenten in zentralen Auslieferungslagern und verteilt sie von dort aus auf die einzelnen Filialen. Um die Kosten für den Transport möglichst gering zu halten, bedient Edeka sich möglichst großer LKW und eines möglichst einheitlichen Fuhrparks. Die Verkaufsstellen müssen sich diesen Bedingungen strukturell anpassen. Edeka errechnet den Flächenbedarf, so dass er sich für eine Belieferung lohnt und legt auch fest, wie die Anlieferung mit großen LKW in kürzester Zeit zu erfolgen hat. Kunden, so denkt Edeka, folgen demselben Schema: Parken, einkaufen, Kofferraum vollladen und den Platz für den nächsten Kunden räumen.Edeka will den Standort Herbede, der bereits von Lidl als lukrativ bewertet wurde, natürlich nicht aufgeben, kann aber den Standort in der Meesmannstraße, der nicht mehr in sein Schema passt, unter den neunen Bedingungen nicht halten. Nicht alle Anbieter verfolgen dasselbe Konzept wie Edeka, sondern beobachten den Markt und das Kaufverhalten der Kunden, das sich, wie die zweistelligen Zuwachsraten im Biobereich zeigen, immer stärker auf regionale Produkte konzentriert. Sollten die Mineralölpreise weiter steigen, könnte daraus ein enormer Wettbewerbsvorteil für die kleineren Verkaufseinheiten und für die Anbieter von Produkten aus der Region entstehen.
Der Umsatz sei zurückgegangen, sagt Herr Grütter, und er sehe seine Stammkundschaft immer weiter schrumpfen. Das mag sein, aber die Umsätze sind nach Feststellung des Gutachters von Stadt+Handel an diesem Standort alles andere als Besorgnis erregend, sondern überdurchschnittlich hoch.
Die seit 2009 verlorenen Umsätze, von denen Herr Grütter spricht, sind möglicherweise in den renovierten Netto-Markt ein paar Häuser weiter abgeflossen, nicht nach Heven oder ins Hammertal. Über längere Zeit wurden im Edeka-Markt keine Investitionen getätigt, in Erwartung des Umzugs auf die Fläche im Gerberviertel. Die Kaufkraftbindung hat sich seit 2007 nämlich nicht zum Nachteil Herbedes verändert, die Herbeder sind dem Standort Herbede treu geblieben, wie das Gutachten feststellt. Dies konnte uns auch die Firma Storchmann in der Meesmannstraße, die eine ähnlich hohe Anzahl an Kunden hat wie Edeka, bestätigen. Hier habe die Zahl der Kunden seit Anfang des Jahres sogar zugenommen.
Welche Gründe könnte es für den Verlust von Kunden und Umsätzen im Edeka-Markt geben?
Könnte es vielleicht noch andere Gründe für den Verlust von Kunden und Umsätzen im Edeka-Markt geben als die Größe der Verkaufsfläche und fehlende Parkplätze? Gründe, die sich auch nachhaltig auf einen Erfolg oder Misserfolg am Standort im Gerberviertel auswirken könnten?Herr Grütter, der erst vor wenigen Jahren den Markt übernommen hat, hat in der Zeitschrift "Der Herbeder" die Verschiebung des Zentrums in das Gerberviertel gefordert. Er hat sich sogar zum Vorsitzenden der Werbegemeinschaft wählen lassen, in dieser Funktion seine persönlichen Interessen manifestiert und sich vor den Karren der SPD, der Verwaltung und neuerdings auch der CDU spannen lassen, was den Herbeder Bürgern kaum gefallen haben dürfte. Die Mehrheit der Herbeder, junge und alte, arbeitende und nicht arbeitende, und die Mehrheit der Kaufleute wollen KEINE Ansiedlung eines großflächigen Lebensmittelsupermarktes im Gerberviertel, sie wollen nicht, dass das kleine Zentrum gefährdet wird. Diesen Willen hat nicht nur Herr Grütter unterschätzt.
Wer Herbede kennt, kann die Umsatzrückgänge bei Edeka nachvollziehen, wer die Absichten des Edeka-Konzerns versteht, kann auch die Schließungsankündigung Edekas richtig einordnen und braucht deren Weggang nicht zu fürchten.
Den Ruhr Nachrichten stellt sich am 14.11.2011 Edekas Schließungsankündigung in Herbede NICHT als "Paukenschlag" dar, ganz im Unterschied zur WAZ (Beitrag vom 11.11.2011, Kommentar vom 11.11.2011).
Den Beitrag in der WAZ haben wir an anderer Stelle kommentiert: Gäbe es auf der Schulnotenskala eine sieben, Herr Augstein (WAZ) hätte sie verdient.
1 Kommentar:
Es wäre schon wünschenswert, wenn eure Artikel mit weniger Rechtschreibfehlern ins Netz gestellt würden. Kann da keiner vorher gegenlesen...
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