Sonntag, 22. April 2012

Supermarkt - für Edeka ist alles super! Und für die Kunden?

25.000 Artikel, breite Gänge, niedrige Regale, Wickeltische, Ruhezone und 90 Parkplätze - so steht es im Werbeprospekt der Firma Edeka, April 2012.
Yoghurt ohne Ende
Abbildung aus dem Edeka-Werbeprospekt, April 2012
Brauchen Sie wirklich so viele Angebote?


In einer nicht nur für männliche Kunden lesenswerten Glosse hat Richard Gutjahr, Journalist, die Realität eines Lebensmitteleinkaufs im Supermarkt beschrieben: "Ich, der Supermann vom Supermarkt", 20.04.2012.

Die Konfliktstelle eines jeden Supermarktes ist und bleibt die Kasse, das zentrale Problem aller Supermärkte, das Nadelöhr. Darüber findet sich allerdings kein Wort in dem Werbeblatt. Vielleicht aus gutem Grund.

Edeka will, dass der "Frischemarkt der Generationen" zum "Treffpunkt aller Bevölkerungsgruppen" werden soll. "Hier kennt man sich, hier trifft man sich, hier kauft man ein."
Der Markt bietet sich in der teuren Werbebroschüre als Ersatz für die Meesmannstraße an, die heute diese sozialen Merkmale  mit dem integrierten Supermarkt/Vollsortimenter/Frischemarkt bieten kann. Warum sollten die Bürger zustimmen, dass ein Lebensmittelkonzern an deren Stelle tritt. Die angeblichen Vorteile erweisen sich doch schon jetzt als Illusion!

Richard Gutjahr: "Ich, der Supermann vom Supermarkt", 20.04.2012

13 Kommentare:

Anonymous hat gesagt…

Selbst wenn eine Mehrheit des Wittener Rates die Interessen Edekas gegen eine Bürgermehrheit und ein aktuelles, objektiv nicht zu widerlegendes Gutachten durchdrückt, ist es reine Spekulation, wer den neunen Markt leitet, wieviele Angestellte aus dem jetzigen Markt in der Meesmannstraße übernommen werden und unter welchen Bedingungen. Auch wenn die Parteien davon träumen, dass in der Gerberstraße kein Shop-in-Shop-Konzept realisiert wird, wer garantiert, daß sich Edeka daran hält. Selbst wenn eine schriftliche Verpflichtungserklärung des Konzerns vorliegen würde, rechtlich bindend ist sie nicht. Und noch eine Tatsache zum Schluß: Bisher wurde in allen großen Vollsortimentern (über 1400 qm) der jüngeren Generation eine Automatisierung durchgeführt, d.h. die Kosten für die größere Fläche wurden durch einen nicht unerheblichen STELLENABBAU kompensiert, z.B. an den Kassen und im Getränkebereich. Hat das schon jemand den Mitarbeitern von Herrn Grütter gesagt - oder wird die Hiobsbotschaft vom neuen Marktleiter überbracht? Liebe Politiker der Wittener SPD, CDU und Grünen, wie erklären SIE dies ihren Wählern? Bitte sagen sie dann nicht, daß sie das nicht gewußt oder gewollt haben. Allein sie sind für ihr Handeln verantwortlich!!
Um auf die Frage zurückzukommen: NEIN, 25.000 Artikel brauche ich nicht. Die Auswahl im jetzigen Markt ist völlig ausreichend!

M. Schütte hat gesagt…

Zum Thema Umgang mit dem Personal möchte ich aus einem Leserbrief zum Artikel "Anpfiff für Lebensmittelmarkt" von Gabriele Gramckow, Der Westen vom 14.08.2009, zitieren:
"Ob der neue Markt (MS: Edeka in Stockum) „hohe Akzeptanz bei den Bürgern“ finden wird, wage ich zu bezweifeln. Der Stockumer Bürger hatte ja gar keine Chance sich dagegen zu wehren. Warum gab es keinen Bürgerentscheid? Wenn man die Investoren und Nutznießer genauer betrachtet, merkt man sehr schnell, wer hier wieder mal die Strippen gezogen hat.
Ich denke natürlich auch an die jetzt dort beschäftigten Frauen, die bis Ostern noch einiges mitmachen werden. Lohnkürzungen, Missachtung der Altverträge und Mobbing werden auch dort an der Tagesordnung sein. Denn meines Wissens hat sich auch diese Inhaberin der Tarifbindung entzogen und kann die mageren Löhne der Frauen nun noch um ein Drittel kürzen, wenn sie aus den Altverträgen raus kommt."
Jeder weitere Kommentar erübrigt sich ...

Wie Edeka aber nicht nur mit dem Personal, den Bürgern, sondern auch den willfährigen Wegbereitern ihrer Expansionspläne in der Politik umgeht, zeigt sich exemplarisch an dem in den RuhrNachrichten abgedruckten Artikel vom 28.06.2011, keine 10 Monate her:
http://www.ruhrnachrichten.de/lokales/witten/Stockumer-Hallenbau-steht-vor-dem-Aus;art939,1330911

In dem Artikel in Der Westen vom 14.08.2009 "Anpfiff für Lebensmittelmarkt" heißt es noch: "Der TUS Stockum habe gut mitgespielt bei der Verlegung der Mannschaften, lobt dagegen die Bürgermeisterin".
Und dann heißt es im Artikel "TuS Stockum muss Hallenpläne stoppen", Ruhrnachrichten vom 3.3.2011: "Sportdezernent Frank Schweppe „tut es richtig leid“, dass die Initiative des 2000 Mitglieder starken Vereins, der auf eigene Kosten bauen wollte, im Keim erstickt wird: „Ich finde es klasse, wenn Vereine mitziehen. Die Hallenerweiterung hätte auch für Kindergärten und Schulen Vorteile gehabt.“
Versuche von Peter Ludwig, mit der Edeka-Zentrale selbst ins Gespräch zu kommen, scheiterten allesamt: „Da wollte niemand mit uns reden.“ Auf Anfrage unserer Zeitung war der Sprecher für den Bereich Rhein-Ruhr nicht erreichbar."

Wie schnell Sachzwänge doch zu Änderungen in der Politik und in Meinungen führen können! Obwohl man wiederholt so schändlich instrumentalisiert wurde, ist in der Politik kein Erkenntniszuwachs zu erkennen, im Gegenteil. Man kann es nicht begreifen!!!

Wer schützt uns in Herbede vor dieser Form der Willkür? Die Politiker bestimmt nicht, sie nehmen das Sterben des Einzelhandels in der Meesmannstrasse bei der Planung des Vollsortimenters im Gerberviertel billigend in Kauf ...

Ein Edekianer hat gesagt…

25.000 Artikel - So viele Angebote braucht niemand. Herbede Ort hat dafür gar nicht so viele Einwohner. In Heven, Bommern und im Hammertal gibt es große Supermärkte, und aus diesen Stadtteilen wird niemand bei Edeka in Herbede einkaufen wollen, warum auch? Vormholz braucht einen eigenen Supermarkt.

Obwohl Herr Grütter dies vorgibt: Nicht er plant den Supermarkt, er persönlich würde wohl auch in der Meesmannstraße bleiben, wie es heißt. Welchen Vorteil der Investor hat, kann sich jeder selbst denken. Aber welchen Vorteil hat die Firma Edeka?

Der Edeka-Konzern hält sich die Konkurrenz vom Hals und besetzt eine strategisch wichtige Lage, die es ihm mittel- oder langfristig erlaubt, einen der großen Supermärkte zur Einsparung von Kosten zu schließen, ohne Einbußen befürchten zu müssen, weil die Kunden sich auf die anderen vorhandenen Edeka-Supermärkte aufteilen müssen.

Aber es gibt noch einen weiteren Grund, warum die Supermärkte mit Ware vollgestopft werden. Die Menge der Produkte verschafft dem Konzern einen finanziellen Vorteil: Diese riesige Anzahl von Artikeln muss der Inhaber von Edeka KAUFEN! Weil er dafür das notwendige Kleingeld in der Regel nicht hat, muss er ein Darlehen aufnehmen. Das wird ihm von Edeka angeboten. Zu vielleicht günstigen Konditionen, aber mit einer Verpflichtung und Kontrolle durch Edeka über viele Jahre. Aussteigen kann der Betreiber nicht so einfach, denn dann muss er das Darlehen zurück zahlen. Edeka verdient viel Geld mit dem Verleihen von Geld. Und je mehr Artikel in den Märkten stehen, desto mehr Geld kann Edeka verleihen ... Und wenn nötig, kann der Konzern dem Marktinhaber einen neuen, noch größeren Markt anbieten, und ablehnen geht nur dann, wenn der Kaufmann über ein sehr hohes Eigenkapital verfügt und die Verträge mit Edeka ihm den Ausstieg erlauben.

Ein "Edekianer" wird Ihnen das nicht auf die Nase binden, er lässt sich, weil er möglicherweise nicht anders kann, lieber auf Werbeprospekten vor den Konzernkarren spannen.

Ist er selbst Schuld daran? Nein, zumindest nicht alleine. Schuld haben besonders die Kunden, die in ihrem Anspruch, immer alles größer, schöner, besser, bequemer, billiger haben zu wollen, nicht nach-, sondern nur an sich denken. Wie hieß es in einem Leserbrief? "Der Kunde will einen größeren Lebensmittelsupermarkt, also soll er ihn haben. Schließlich ist der Kunde König".

Anonymous hat gesagt…

Lieber Edikianer, Sie sagen es, der Kunde ist König, er entscheidet wie groß das Angebot sein muss. Warum stellen Sie sich nicht mal an einem Samstag auf den Parkplatz REWE Hammertal und begrüßen die Herbeder Bürger dort?Da kann man wie auf dem Dorfplatz tolle Gespräche führen. Wirklich es müsste so sein, dass im Hammertal eine Bürgerintiative gegen den EDEKA an der Gerberstraße entstehen muss,denn wenn die Herbeder da weg bleiben was ist dann? Es gibt da Zahlen die bis zu 50% lauten. Ein großer Vorteil durch den neuen Markt wird sein, dass der Wettbewerb größer wird und damit die Preise sinken.

Anonymous hat gesagt…

Die "50%" sind ein von Edeka gestreutes Gerücht, um auf den Versorgungsnotstand in Herbde aufmerksam zu machen, den es tatsächlich nicht gibt. Aber wie soll man auch sonst seinen Eigennutz (Politiker, Edeka, Architekturbrüro, Immobilienfirma) aschieren??? Daß die Firmen Gewinn machen wollen ist klar, aber daß sich Politiker vor ihren Karren spannen lassen und das auch noch klasse finden ist perfide! Wir dummen Bürger haben da viel zu lange nur zugesehen ...

opiguru hat gesagt…

Na klar, "die Preise sinken" noch mehr. Geiz ist geil.
Und das bei "unserem täglichen Brot!"
Beim nächsten Lebensmittelskandal kann man ja wieder jammern.
Fortschritt in allen Ehren, jedoch immer mit dem Blick auf die Folgen für die Zukunft.
Muß denn noch der letzte Rest der menschlichen Bedürfnisse auf dem Altar der sogenannten freien Marktwirtschaft geopfert werden?
Von sozialer Marktwirtschaft jedoch, spricht selbst zu Wahlkampfzeiten niemand mehr.

Stephan hat gesagt…

Aber darauf wird es ja auch hinaus laufen, wir haben bald in allen Stadteilen große Supermärkte und nicht genügt Kaufkraft, das ist ja genau der Punkt (und kann nicht als Pro-Edeka angeführt werden)!
Es ist doch okay, dass Herbeder im Hammertal einkaufen? Warum denn auch nicht? Aber ist nicht gerade die Vielfalt in Herbede erhaltenswert mit Kreitz, Haschert, Erdelmann und Co.? Wem nützt eine leere Meesmannstrasse und in jedem Stadtteil identische Supermärkte? Traurig, dass es wieder nur auf das Senken der Preise hinausläuft. Was da passiert haben wir ja unlängst bei Schlecker gesehen. Die Mitarbeiterinnen hatten ja bekannterweise in der Branche ein "unterirdisches" Einkommen und nun Hartz 4.

Anonymous hat gesagt…

Na klar wer es sich leisten kann,ich kann es mir nicht leisten bei Haschert zu kaufen. Erdelmann steht für super Service speziell am Sonntag, Kreitz steht für gute Produkte, aber auf dem absteigenden Ast. Woran das wohl liegt?
Ansonsten scheint es ja so zu sein, dass Edeka die Meesmannstraße füllt,aber warum sollte Edeka das weiter an der Stelle tun.Die haben nicht die Möglichkeit Geld zu verdienen, denn die verkaufen trotz der Werbung nicht aus Spaß, sondern um Geld zu verdienen.
Und zu dem 50% Gerücht, ich glaube nicht, dass aus dem Rewe-Umfeld solche Gerüchte kommen.Da habe ich die Info her.
Ach ja, und alle lassen sich vor den Karren Gewinn spannen, wie ist das denn in Herbede mit dem BK und speziellen Geschäften?

Anonymous hat gesagt…

Letzte Gehaltsanpassung , 2010, bei Schlecker von miesen 6,6 auf 12,5€ Nun überlegen Sie mal, wenn Sie sich die Haare schneiden lassen, ob die Dame/Herr von Ihrem Gehalt leben kann.Sicher nicht.Haben Sie schon mal die Anzahl der Frisuere in Herbede gescheckt? Ich gehe brav hier zum Friseur, meine Kinder und deren Freunde gehen nicht in Herbede zum Friseur, zu teuer und die haben es nicht drauf. Letzteres sagt meine Frau auch.Da kümmert sich übrigens keiner, Mindestlohn warum?

M. Schütte hat gesagt…

Vielleicht sollten sich die vehementen Befürworter des Konsumtempels mit 25.000 Artikeln im Gerberviertel mal überlegen, wieviele Menschen aufgrund fehlender Grundversorgung und Nahrunsmittelspekulationen an den Börsen in der Zeit sterben, die sie unentschlossen vor dem Joghurtregal stehen, weil sie sich nicht zwischen den 60 verschiedenen Sorten entscheiden können!? Ja, ich weiß, niemand will an diese Hungerrealität erinnert werden, Hauptsache groß, modern, luxuriös und vor allem: ein mal hin, alles drin!
Gott sei Dank geht der Trend in eine andere Richtung, aber das wollen die Ökonomen nicht hören und die Politiker ignorieren es vorab. Unmittelbar vor der Wahl erinnert man sich der sozial weniger Privilegierten als soziales Feigenblatt, nach der Wahl läßt man sich gerne mit Investoren und Konzernvertretern beim ersten Spatenstich für den nächsten Vollsortimenter ablichten. Verstand und Verständnis kann man haben, oder nicht oder ihn unterdrücken; wie ist es aber mit Moral und Anstand? Sind sie in der Politik dem Geld unterzuordnen oder werden sie bewußt ausgeklammert? In Brechts "Ballade über die Frage: Wovon lebt der Mensch?" findet sich die Antwort:
"Ihr Herrn, die ihr uns lehrt, wie man brav leben
Und Sünd und Missetat vermeiden kann
Zuerst müßt ihr uns schon zu fressen geben
Dann könnt ihr reden: damit fängt es an.
Ihr, die ihr euren Wanst und unsere Bravheit liebt
Das Eine wisset ein für allemal:
Wie ihr es immer dreht und immer schiebt
Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral."

Der Text ist über 80 Jahre alt und verliert mancherorts doch nicht an Aktualität.

Michael hat gesagt…

Wenn der Herbeder SPD-Ortsverein jetzt vor den Landtagswahlen zum Dialog mit dem Bürger aufruft und mit der wenig geistreichen Sentenz "Wir haben die Kraft" schließt, fragt man sich unwillkürlich welche Kraft gemeint ist. Die Kraft zur Offenheit, Transparenz und Bürgernähe ist es jedenfalls nicht, also doch nur der Nachname der Spitzenkandidatin, der für einen Kalauer herhalten muss ...
Jeremias Gotthelf formuliert es trefflich: "Wie oft verglimmen die gewaltigsten Kräfte, weil kein Wind sie anbläst". Die chronisch lauen Lüftchen der Wittener SPD versucht man nun mit blindem Aktionismus bei einem vom Bürger nicht gewollten Bauvorhaben zu kaschieren. Damit wollen sie Stimmen gewinnen?

Anonymous hat gesagt…

Zum Thema FM in Vormholz gibt es im neuen Image einen tollen Leserbrief. Der ist ein Volltreffer.

Anonymous hat gesagt…

Dieser "Volltreffer" ist ein untrüglicher Beleg dafür, daß die Leserin den Sachverhalt nicht mal ansatzweise verstanden hat und in nahezu kindlicher Naivität auf die Werbung des sogenannten Frischemarkts reingefallen ist! Was ist an Unwissenheit und Unkenntnis "toll"?