Samstag, 10. September 2011

„So können wir nicht weiter machen“, ...

"So können wir nicht weiter machen" schreibt der derzeitige Vorsitzende der Werbegemeinschaft, Dominik Grütter, in einem Brief der Werbegemeinschaft an die Bürgermeisterin und fordert die Aufhebung des Moratoriums. „So können wir nicht weiter machen“ - ist dies ein Hilferuf der Werbegemeinschaft, die Verwaltung möge endlich die Werbegemeinschaft bei der Stärkung und Entwicklung des Stadtteilzentrums und die Bestrebungen um eine Zusammenarbeit mit den Immobilieneigentümern unterstützen?

Unter dem Vorsitzenden der Werbegemeinschaft, der zugleich Leiter des Edeka-Marktes ist, wurden in den letzten Jahren alle Aktivitäten, die zur Stärkung des Zentrums hätten führen können, ausgeschlagen Dazu gehören nicht nur der Dorfmeister, Lösungen für das Parkproblems, sondern auch die Gründung einer Immobilien- und Standortgemeinschaft (Herr Grütter blieb den Treffen nach zweifacher Anwesenheit fern. Er erklärte, er habe keine Zeit, die Texte zu lesen). Die Verwaltung könnte daraus schließen, die Kaufleute hätten den Standort in der Meesmannstraße aufgegeben, oder, wie dies jemand aus der Verwaltung vor ein paar Jahren bemerkte, sie hätten sich wohl zum Sterben hingelegt.
Haben sie das?

Die Mehrzahl der Gewerbetreibenden und Immobilieneigentümer in der Meesmannstraße wissen, dass die Verlagerung des Zentrums in das Gerberviertel das Ende des Stadtteilzentrums bedeutet. Auch die Mitglieder der Werbegemeinschaft wollen das Zentrum erhalten, erlauben sich aber den Widerspruch, ausgerechnet den Leiter des Edeka-Marktes, der persönlich das größte Interesse an einer Verschiebung des Zentrums in das Gerberviertel hat! (Grütter: "Alle Gegner der Veränderung und Verschiebung des Zentrums sind diejenigen, die in fünf Jahren durch eine ausgestorbene Meesmannstraße laufen werden", in: Image, April 2011), zum Vorsitzenden zu wählen.

Ihre Ablehnung gegen die Ansiedlung im Gerberviertel haben die Gewerbetreibenden in der Meesmannstraße, die nur zu einem geringen Teil in der Werbegemeinschaft organisiert sind, in zahlreichen Aktionen deutlich gemacht. Den Aufruf zum Schwarzen Donnerstag haben 115 Gewerbetreibende unterschrieben! Für einige Minuten wurden im November 2007 die Lichter in den Geschäften und Büros ausgeschaltet, um auf die Konsequenzen einer städtischen Fehlplanung hinzuweisen, sollte die Stadt ihr Grundstück im Gerberviertel an den Betreiber eines großflächigen Einzelhandelsgeschäftes (Vollsortimenter oder Discounter) verkaufen.

Diese Aktion wird von dem Vorsitzenden der Werbegemeinschaft, dem Edeka-Mann, in einem Leserbrief an die Zeitung geleugnet ("Wir von der Werbegemeinschaft Herbede haben an dieser Aktion nicht teilgenommen ...", Quelle s.o.) - und er fordert eine Verschiebung des Zentrums in das Gerberviertel. Normal hätte ein Aufschrei der Mitglieder der Werbegemeinschaft erfolgen und der Vorsitzende vielleicht auch abgewählt werden müssen. Aber so sind sie eben nicht. Die Ablehnung gegen die Verwaltungspläne steht immer noch wie eine Bastion, nur man sieht sie nicht. Dass es einen Unterschied zwischen einer Zurkenntnisnahme und einer Zustimmung gibt, haben im Rat und in der Verwaltung bis heute noch nicht alle verstanden – mit gravierenden Konsequenzen.

In Herbede wird derzeit ein neuer Anlauf genommen, die unsichtbare Bastion zu stürmen. Und, wie man sich denken kann, mit ungeeigneten Mitteln. Da wird durch die Wahl des Edeka-Mannes zum Vorsitzenden der Werbegemeinschaft der Bock zum Gärtner gemacht, die SPD-Ortsvereine, die ihre Ohren sonst wo haben, aber nicht bei den Bürgern, sammeln auf der Straße Meinungen, weil sie auf Munition für den Sturm auf die Bastion hoffen, und der Stadtbaurat Bradtke brüstet sich mit angeblichen Untersuchungsergebnissen aus einer Studie, die erst in ein paar Tagen veröffentlicht werden soll: „Die Leute stimmen mit den Füßen ab. Es gibt viele Herbeder, die nach Heven in den neu gebauten modernen Supermarkt fahren.“ (Ruhrnachrichten, 01.09.2011) Tun sie das wirklich?

Viele Bürgerund Gewerbetreibenden haben diese Art der Politik und der Instrumentalisierung der Werbegemeinschaft gründlich satt.

1 Kommentar:

Edith Winkelmann hat gesagt…

Die Werbegemeinschaft hat sich mehrheitlich gegen die Beibehaltung des Moratoriums entschieden. Damit rennt sie überall offene Türen ein, denn das Ziel des Moratoriums war es, über einen bestimmten Zeitraum zu testen, ob das Zentrum Herbedes vital genug ist, so dass die Ansiedlung eines großflächigen Lebensmittelmarktes außerhalb des gewachsenen Zentrums aus Gründen der Versorgung der Bevölkerung nicht erforderlich ist.
Diese Probe hat das Zentrum überstanden, wie selbst das SPD-Ratsmitglied Klee zugibt: „ ... keiner der drei Märkte vor Ort denkt daran aufzugeben“ (in: Ruhr Nachrichten, 22.08.2011).
Die Frage ist: Wie geht es weiter? Und wer übernimmt die Initiative?
Die klassischen Werbegemeinschaften sind fast überall verschwunden oder haben sich zu einer Interessengemeinschaft weiter entwickelt, in die auch Immobilieneigentümer einbezogen werden. Dies ist nötig, weil die Attraktivität eines Standortes nur gemeinschaftlich erhalten werden kann. Dazu gehören beispielsweise ein Ladenleerstandsmanagement, die Überprüfung der Angebotsstruktur im Stadtteil und die Entwicklung eines kundenfreundlichen Services ebenso wie stadtplanerische Gestaltungen.
Wenn die Kaufleute in der Werbegemeinschaft „zu großen Teilen“ der Auffassung sind, „dass wir in Herbede so nicht weitermachen können“, warum machen sie denn nichts? Warum überlassen sie den Vorsitz einem Mitglied, das sich persönliche Vorteile von der Verschiebung des Zentrums in das Gerberviertel erhofft? Warum haben die Mitglieder die vielfältigen Bemühungen des Bürgerkreises, des Heimatvereins und des vorherigen Vorsitzenden der Werbegemeinschaft, Günter Schröder, nicht aufgegriffen? Warum haben sie zugelassen, dass der neue Vorsitzende, Dominik Grütter, die Mitarbeit an einer Immobilien- und Standortgemeinschaft nach zweimaligem persönlichen Erscheinen eingestellt hat? Kann der Vorsitzende die Marktsituation überhaupt richtig einschätzen, kennt er die Kaufkraftbindung in Herbede? Wie bewertet er sie?

In der Werbegemeinschaft ist nur ein kleiner Teil der Kaufleute im Bereich des Zentrums organisiert. Viele sind wie ich vor Jahren wegen der Fixierung der damaligen Vorstände auf das Oktoberfest und unsäglicher inhaltlicher Leere und Blockaden aus der Werbegemeinschaft ausgetreten. Wenn also, wie Herr Grütter in seinem Schreiben an die Bürgermeisterin behauptet, die Mehrheit der Kaufleute sei für strukturelle Veränderungen in Herbede, ist ganz gewiss damit nicht die Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes im Gerberviertel gemeint. Im November 2007 haben 115 Gewerbetreibende mit Unterschriften und der Aktion Schwarzer Donnerstag dagegen protestiert. Sie haben die Zustimmung der Kunden und auch heute keinen Grund, das Zentrum als Einkaufsmittelpunkt aufzugeben.

Selbstverständlich wollen die Kaufleute Veränderungen – aber nicht durch Zerstörung, sondern im Zuge einer nachhaltigen Stärkung des Zentrums. Dazu brauchen sie heutzutage mehr als je zuvor die Unterstützung der IHK, des Einzelhandelsverbandes und einer kooperativen, transparenten und vorausschauenden Verwaltung. An den Forderungen nach Sachlichkeit, Kompetenz und Offenheit werden auch die Parteien gemessen. Es wird sich herausstellen, welche Parteien in Witten diesen Paradigmenwechsel vollziehen können und welche dies nicht können.