Am 11.11.2011 schrieb Der Westen (WAZ)
„Ein Gutachten von Einzelhandelsverband und IHK war noch im Sommer zu dem Schluss gekommen, dass wegen überdurchschnittlich hoher Umsätze nicht mit der Aufgabe eines der drei Supermärkte in Herbede zu rechnen sei und daher auch kein Bedarf für eine Neuansiedlung im Gerberviertel bestehe. Wie die jetzige Entscheidung von Edeka Rhein-Ruhr zeigt, lagen die Experten völlig daneben.“
Nicht die Experten liegen daneben, sondern die WAZ.
Die Schließungsankündigung von Edeka kommt nicht überraschend; Edeka und seine Gefolgschaft in Witten legen nach der Karte „Industriebetriebe“ jetzt eine ihrer letzten Karten auf den Tisch. Mit diesem Versuch war zu rechnen, denn die Konzernstrategie Edekas verlangt aus logistischen Gründen größere Verkaufsflächen und optimale Entlademöglichkeiten für die riesigen Transportfahrzeuge; die Versorgung erfolgt von zentralen Lagern aus. Den Umzug auf eine größere Fläche verlangt nicht der Händler in der Meesmannstraße. Moderne Erfolgskonzepte sehen heute nämlich anders aus: Die Kunden verlangen zunehmend Produkte aus der Region, kurze Wege, „Green-Bags“ usw. In diesen Bereichen sind die Wachstumsraten zweistellig, aus guten Gründen. Und auch aus diesen Gründen ist eine größere Verkaufsfläche nicht zwangsläufig die Voraussetzung für den betriebswirtschaftlichen Erfolg.
Dem Edeka-Händler in der Meesmannstraße ist es, wie er selbst sagt, nicht unbedingt daran gelegen, seinen Standort im Zentrum zu verlassen,
er möchte, wie er uns sagte, nur endlich Klarheit haben. Darüber, warum der angeblich selbständig handelnde genossenschaftlich organisierte Edeka-Kaufmann die Entscheidung über seinen Standort nicht selbst treffen kann, lohnte es sich, einmal nachzudenken.
Nach Einschätzung des Gutachterbüros reichen die Umsätze an dem jetzigen Standort jedenfalls aus, um einen Lebensmittelsupermarkt auf der etwa 700 m² großen Verkaufsfläche erfolgreich betreiben zu können.
Es gibt aus unserer Sicht daher keinen vernünftigen Grund für die Verwaltung, die beiden großen Fraktionen und die Ortsvereine der Parteien, sich Edeka anzubiedern, wie wir dies bis heute erleben. Es gibt andere Lebensmittelanbieter, die sich für den Standort in der Meesmannstraße interessieren und die Vorteile der zentralen Lage und die Synergie mit den Fachgeschäften schätzen, beispielsweise Rewe. Deren Bedingung ist allerdings: Keine Ansiedlung eines großflächigen Lebensmitteleinzelhandelsbetriebes im Gerberviertel.
Die Stadt will das Grundstück im Gerberviertel zu einem möglichst hohen Preis verkaufen. Nun gut. Aber zählt der Preis, den Herbede für den Verlust seines Zentrums, von Arbeitsplätzen in der Meesmannstraße und der Lebensqualität zu zahlen hätte etwa nichts? Gehört der Preis, den die Kaufleute durch den Verlust ihrer Existenz, die Kunden durch den Verlust der Angebotsvielfalt und die Bürger Herbedes.durch den Verlust ihres Zentrums in der Meesmannstraße zu zahlen hätten nicht ebenfalls in die städtische „Erfolgsbilanz“?
Im Gutachten von Stadt+Handel heißt es:
„Insgesamt betrachtet stellt sich das Nebenzentrum Herbede als gegenwärtig stabiles Gefüge dar. Aufgrund der deutlichen Einkaufsorientierung aus dem Stadtteil auf das Zentrum, verbunden mit einer relativ hohen Einkaufshäufigkeit, ist von einer auch zukünftig guten Wettbewerbsposition des Nebenzentrums auszugehen. Die demnach im Zentrum verbleibende Kaufkraft im Lebensmittelbereich lässt für die Magnetbetriebe keinen unmittelbaren absatzwirtschaftlichen Handlungsbedarf erkennen, wenngleich eine Modernisierung aus Nachfragesicht grundsätzlich wünschenswert erscheint.“
- Das Gutachten kann hier heruntergeladen werden: Stadt+Handel: "Überprüfung der einzelhandelsbezogenen Entwicklungszielsetzungen für den Standortbereich Witten-Herbede, 12. September 2011", 12 MB (pdf)
- Kommentar zum Schreiben Edekas an die Verwaltung zur Schließungsankündigun und link zum Herunterladen des Schreibens: Edeka kündigt Schließung des Marktes in Witten-Herbede an! Original oder Fälschung?
OW
Zuerst veröffentlicht am 12.11.2011, 6:54 Uhr
Zuerst veröffentlicht am 12.11.2011, 6:54 Uhr
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