Herr Augstein, der sich hier zum Sprachrohr macht, wird wahrscheinlich nicht erklären können, warum ein zeitgemäßer Frischemarkt nicht auf der vorhanden Verkaufsfläche von ca. 600-700 m2 wirtschaftlich erfolgreich betrieben werden kann, obwohl Rewe sich das beispielsweise zutraut. Wenn Edeka geht, kommt eben Rewe in die Meesmannstraße ins Zentrum. Was also soll der Hype um Edeka?
Der Leiter des Edeka-Marktes in der Meesmannstraße, Dominik Grütter, sagte am 12.09.2011 er habe gar kein Interesse daran, den jetzigen Standort zu verlassen, er wolle nur endlich Klarheit haben. Auf der Bürgerveranstaltung am 26.10.2011 nahm die Architektin, Frau Bieber, die Ablehnnung der anwesenden Bürger gegenüber einer Verlagerung des Edeka-Marktes in das Gerberviertel zur Kenntnis und reagierte mit den Worten: "Dann muss Herr Grütter eben kündigen." Frau Bieber arbeitet mit der Firma Dreier zusammen und ist mit Standortplanungen für Edeka befasst.
Wenige Tage später, am 08.11.2011, setzt Edeka in einem Schreiben an den Stadtbaurat, Dr. Bradtke, die Stadt davon in Kenntnis, dass Edeka seinen Markt in einem Jahr, zum 31.12.2012, schließen werde. (Wir hatten schon auf die merkwürdige Form des Schreibens und die fehlenden Unterschriften hingewiesen: Edeka kündigt Schließung des Marktes in Witten-Herbede an! Original oder Fälschung?)
Über die Schließungsankündigung wurde einen Tag später in der Presse berichtet. Die Mitarbeiter des Edeka-Marktes wurden von dem Plan überrascht, und selbst der Marktleiter schien von der Kündigung nichts zu wissen. Der Vermieter war ebenfalls nicht informiert worden.
Die Edeka Standortentwicklung setzte in dem genannten Schreiben die Stadt davon in Kenntnis, dass sie sich mit dem benachbarten Drogeriemarkt Rossmann abstimme, der die Nachfolge antreten solle. Aus städteplanerischer Sicht würde der Drogeriemarkt dann einen Platz im Zentrum besetzen, der einem Einzelhandel mit sehr hoher Kundenfrequenz vorbehalten sein müsste, damit dem Zentrum keine Nachteile entstehen, und die bietet in Herbede nur der Lebensmitteleinzel. Der Drogeriemarkt und der Lebensmittelsupermarkt sind also nicht einfach austauschbar.
Aber betrachten wir die Situation ein wenig genauer: Der Lebensmittelkonzern Edeka kann nicht sicher sein, dass ihm das Grundstück im Gerberviertel tatsächlich zugeschlagen werden wird. Warum will er trotzdem verhindern, dass in den von Edeka aufgegebenen Standort beispielsweise Rewe einzieht?
Angenommen, Edeka verzichtet tatsächlich auf den Standort in Herbede, könnte es sein, dass der Edeka-Markt im Nachbarstadtteil Witten-Heven (1.500 m2) nicht so gut läuft, wie Edeka es erhofft hatte und dass der Hevener Markt durch Unterdrückung einer möglichen Konkurrenz in Herbede gestärkt werden soll?
Sollte Edeka tatsächlich einen Markt im Gerberviertel bauen dürfen, müsst der Branchenriese durch einen Lebensmittelsupermarkt in der Meesmannstraße keine Konkurrenz befürchten, denn in diesem Fall wäre kein Betreiber mehr an diesem Standort im Zentrum interessiert. Oder könnte es sein, dass der Standort aus betriebswirtschaftlicher Sicht doch als gut zu bewerten ist, wie dies im Einzelhandelsgutachten von Stadt+Handel sogar festgestellt wurde, und der neue Edeka-Markt im Gerberviertel die Konkurrenz eines möglichen Nachfolgers in der Meesmannstraße fürchten müsste?
Dies führt uns zur zentralen Frage an die Fraktionen und die Verwaltung: Wenn der Standort in der Meesmannstraße sich für einen Lebensmitteleinzelhandel aus betriebswirtschaftlicher Sicht gut eignet, wie es vom Gutachten bestätigt wurde, welche Veranlassung haben dann die Fraktionen und die Verwaltung, einer Verlagerung bzw. Neuansiedlung des Lebensmittelsupermarktes zustimmen und damit die bewährten Synergien zwischen dem Lebensmittelsupermarkt und den Fachgeschäften in der Meesmannstraße zerstören?Werden die demokratischen Spielregeln befolgt, kann der Lebensmittelkonzern Edeka sich heute nicht sicher sein, dass ihm das Grundstück im Gerberviertel tatsächlich zugeschlagen werden wird. Aber, obwohl sich die Stadt noch nicht entschieden hat, wurde bereits ein Einfamilienhaus im Gerberviertel, das für den Bau des Lebensmittelsupermarktes an strategisch wichtiger Stelle liegt, auf Vorrat gekauft - vom Edeka-Partner und Dortmunder Investor Dreier-Immobilien. Mit dieser Firma kooperierte bzw. kooperiert die Stadt in Stockum, Bommern, Heven und Herbede.
Welchem Bürger kann man es eigentlich verdenken, wenn er denkt, in Herbede gehe etwas nicht mit rechten Dingen zu? Die Schließungsankündigung Edekas wird folglich von den Bürgern als taktisches Manöver bewertet. Dies gilt auch für das zurzeit verbreitete Gerücht, Edeka werde nicht erst Ende 2012, sondern bereits Ende dieses Jahres schließen. Es wird Angst geschürt.
Die kritischen Bürger, Einzelhändler, Dienstleister, Gewerbetreibende und Immobilieneigentümer im Bereich der Meesmannstraße haben absolut kein Verständnis für diejenigen Parteien, die aus der Schließungsankündigung eine vermeintliche Notlage für die Versorgungsperspektive des Stadtteils konstruieren und sich so weit erniedrigen, dass sie möglicherweise demjenigen das Grundstück verkaufen, der diese Situation zu seinem eigenen Vorteil herbeigeführt hat. Käme dann vielleicht der Discounter Lidl wieder ins Spiel, wie manche argwöhnen?
Es wäre ein Gewinn für die Demokratie und den Zusammenhalt zwischen Bürgern und den gewählten Vertretern, wenn die Bürgermeisterin und die Parteien die Beschlüsse von Bürgerversammlungen und Workshops in Herbede respektierten und auf die Ansiedlung eines großflächigen Lebensmitteleinzelhandelsbetriebes im Gerberviertel endlich verzichteten.
Für eine Zusammenarbeit bietet sich die Herbeder Arbeitsgruppe Zentrumsentwicklung an. Transparenz und Kooperation werden verlangt!
Wir wissen nicht, ob die Wittener Parteien derzeit die Chance einer größeren Bürgernähe und offener Gespräche sehen. Lesenswert zu diesem Thema ist auf jeden Fall die Sorge des Parteivorsitzenden der SPD, die er auf dem Parteitreffen der SPD in Bochum geäußert hat: Sigmar Gabriel, Entfremdung vom Bürger könnte zum „Tod der SPD“ führen, WAZ, 20.11.2011
Lassen Sie doch einfach mal das Bild vom Spatenstich für Edeka in Stockum, im Jahr 2009, auf sich wirken.
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Zum Projekt: „Das hat richtig Spaß gemacht”, sagt Architektin Bieber über das Bebauungsplanverfahren. Es gebe wenige Kommunen, die das in so kurzer Zeit – kein Dreivierteljahr habe es gedauert – hinkriegen, erklärt sie. Und ihr Dank gilt den Vertretern der beteiligten Ämter" (DerWesten, 14.08.2009)
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Die Herbeder Bürger, Gewerbetreibenden und Immobilieneigentümer im Bereich der Meesmannstraße lehnen einen Lebensmittelsupermarkt im Gerberviertel ab, so lange Alternativen im Zentrum bestehen. Dass Entwicklungsmöglichkeiten bestehen, wurde durch das Stadt+Handel: "Überprüfung der einzelhandelsbezogenen Entwicklungszielsetzungen für den Standortbereich Witten-Herbede, 12. September 2011", 12 MB (pdf) und durch die Potenzialflächenanalyse des Bürgerkreises Herbede bestätigt.
1 Kommentar:
Vor diesem Hintergrund wirk der Bericht, nein die Selbstdarstellung der "Familie Grütter" in der Dezember-Ausgabe des Image geradezu grotesk. Erst versucht man mit manipulierten Fakten, mit Tricks und nun mit vorweihnachtlichem Drücken auf die Tränendrüsen ins Gerberviertel zu kommen. Nun hat sich Herr Grütter vollends zum Affen gemacht. Glaubt er denn tatsächlich, daß er Chef in einem möglichen Edeka-Markt im Gerberviertel wird? Ein Tipp, Herr Grütter, schauen Sie doch mal in die Schublade von Herrn Dr. Bradtke, ob dort nicht schon Ihre noch nicht unterschriebene Kündigung liegt! Daß er seine Angestellten einspannt, um die öffentliche Meinung zu manipulieren, läßt sich auch nicht mehr damit entschuldigen, daß er wahrscheinlich unter einem enormen Druck des Konzerns steht. Aber er als Chef sollte mit den Konzerntricksereien nicht Ängste bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schüren. Die sind alle so gut, daß sie bei einem Nachmieter REWE problemlos eine neue Anstellung finden werden! Er sollte auch nicht so tun, als sei die Kündigung ganz überraschend gekommen. Das ist ein gut geplanter Schritt in der Inszenierung: Edekas Weg ins Gerberviertel, ein Trauerspiel in unzähligen Akten (Regie: Edeka Rhein/Ruhr. Produktion: Dreier. Inszenierung: Bieber). Zu einigen von Herrn Grütters "Argumenten": Bei einer dunklen Garage hilft Anstreichen, Falschparker kann man abschleppen lassen, einen klapprigen Fahrstuhl kann man ersetzen, der zu geringe Platz kann durch die Flächenübernahme von Rossmann kompensiert werden.
Interessant ist auch, daß bei jedem neuen Anlauf Richtung Gerberviertel der Abstand zwischen der Messmannstraße und dem angestrebten Areal immer geringer wird, jetzt sind es schon "keine 100 Meter" mehr. Man könnte den Eindruck gewinnen, beide Flächen lägen auf unterschiedlichen Kontinentalplatten, die sich recht schnell aufeinander zu bewegen. Wenn dem so ist, sollten wir so lange warten, bis das Gerberviertel an der Meesmannstraße liegt! Außerdem sollte er die Einzelhändler in der Meesmannstr., seine Kunden und Angestellten nicht für dumm verkaufen: auf 1300 qm entsteht kein reiner Lebensmittelversorger. Man möge nur nach Stockum, Heven und Annen schauen!
Ehrlich wäre es gewesen, wenn Sie sich im Kostüm des Totengräbers unter dem Motto "Hier begrabe ich den Einzelhandel im Zentrum" in das Gerberviertel gestellt hätten! Anstatt dessen sieht man die Karikatur eines Michelin-Männchens in hilfloser Pose. Wenn Sie für den Edeka-Markt in der Meesmannstraße keine Zukunft mehr sehen, dann ziehen Sie die Fläche frei, denn Rewe kann mit 700-800 qm wirtschaftlich arbeiten! Das Gutachten von Stadt+Handel und die Reaktion der Herbeder zeigen, daß ein großflächiger Vollsortimenter auf Kosten der Meesmannstr. nicht ins Gerberviertel soll. Lassen Sie sich doch nicht immer vor den Karren eines Großkonzerns und eigennützigen Politikern spannen!
Was kommt als Nächstes, Herr Grütter? Zeigen Sie Bilder mit Panikeinkäufen kurz vor Schließung Ihres Ladens? Lassen Sie Kinder mit Hungerödemen vor Ihrem geschlossenen Supermarkt ablichten? Wie wäre es zur Abwechselung mal mit mehr Ehrlichkeit, damit kämen Sie der Sorgfaltspflicht für die "restlichen Gewerbetreibenden" (die Formulierung sagt ja auch schon alles!) auch viel näher! Niemand erwartet von Ihnen ein Engagement für soziale Projekte, erhalten Sie Ihren eigenen Laden am Leben und verschonen Sie den mündigen Bürger mit Ihren plumpen Manipulationsversuchen, sonst laufen Ihnen die Kunden vor Ablauf des nächsten Jahres davon.
"Advent, Advent,
ein Lichtlein brennt,
erst eins, dann zwei,
dann drei, dann vier,
dann steht Grütter vor seiner eigenen Tür ..."
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