Sonntag, 5. Februar 2012

Der Sch(p)atz in der Hand..

Gastbeitrag

Liebe Mitbürgerinnen und liebe Mitbürger,

Herbede wird zu dem werden, was wir verdient haben. Was ein Schatz sein sollte vergammelt zusehends, weil zu viele (offenbar abgestumpft) nur zusehen, dabei ignorieren, dass jeder, auch sie selbst, ein Teil des großen Ganzen sind.
Und das auf vielen Ebenen. Angefangen beim Umgang miteinander (im Verkehr, z. B. an Zebrastreifen, in Spielstraßen, zugeparkte Bürgersteige, über Hunde, die jeden Tag den gleichen Hausbesitzern ans Bein.. und vor den Koffer.. dürfen) über Kommunikations- und Diskussionskultur, bis hin zur Planung und Gestaltung der Zukunft.

Da wird dann schon eher darauf vertraut, dass "Der da oben", wenigstens aber "Die da oben" das richten werden, zumindest aber die Lage im Griff haben. Angefangen bei der Demokratie, über die Währung, die "Solidargemeinschaft", bis hinunter ins Rathaus!??

Guten Morgen! Spätestens auf kommunaler Ebene wird es nämlich ernst!, und zwar bitter (siehe Trinkwasser/ Fracking: http://www.gegen-gasbohren.de/initiativen/bi-witten/ ). In Witten-Zentrum, aber auch in den Stadtteilen, z.B. HERBEDE.

Geht uns nichts an? - Ich finde doch.

Was städtebaulich natürlich einmal als Siedlungstyp "lange gerade Straße" begann (von der Lakebrücke westwärts gesehen, entlang der Meesmannstraße), wurde von den Altvorderen rechtzeitig durch den Bau der Ruhrbrücke und Wittener Straße zukunfts(verkehrs)tauglich gemacht, der "gewachsene Weg" blieb erhalten, seine Qualität ist bis heute spürbar.

Aber warum bis heute spürbar? - Weil die Wege, die wir nehmen, uns alle prägen (wenn nicht rückblickend sogar ausmachen) und gleichermaßen, als archaisches Element der Architektur (der Weg, der Raum, das Licht) den uns umgebenden Raum gliedern, aber auch ein Bewegungs- und dadurch Wahrnehmungstempo vorgeben (Fußwege, Radwege, Straßen..).

Daraus folgt, daß sich Wege, die unserer Natur nicht Rechnung tragen, nicht funktionieren oder "angenommen" werden. - Jeder kennt die, niemals völlig geradlinigen, Trampelpfade, die "wie von selbst" dort entstehen, wo Wege fehlen oder am Menschen "vorbeigeplant" wurden.

Die Meesmannstraße kränkelt allerdings. Unter anderem deshalb, weil Autofahrer sich auf den Verkehr konzentrieren, und darum nicht den Blick durch Schaufenster „streifen“ lassen, Fußgänger sind möglicheweise zu angespannt, weil sie vor einparkenden Motorhauben auf der Hut sein müssen oder z.B. mit Kinderwägen schlicht nicht durch die verbleibenden Lücken passen und deshalb den riskanten Weg über die Spielstraße nehmen müssen.

Kompromisse funktionieren in dieser Hinsicht schlecht: „zum Einkaufen fahr ich ins Hammertal“, oder „Bummeln in Hattingen“.

Faule Kompromisse werden gar nicht funktionieren (selbst der Herrgott hat durch seinen Sohn ausrichten lassen: “Sei heiß oder kalt“) -
Wie soll auch ein „Dorfzentrum“ über eine Landstraße (Tempo 60) hinweg erweitert und mittels Zebrastreifen erschlossen werden, wenn die ansässige Bevölkerung sich schon sichtbar schwertut, in einer, keine 50 Meter entfernt befindlichen Engstelle und Tempo 30 Zone (am Übergang Vormholzerstr.), den §1 der StVO („tu keinem weh, sei rücksichtsvoll“) umzusetzen.

Aber damit nicht genug! Von „Stadttor“ ist die Rede (genauso wie bei der abweisenden Bahnbrücke bei Teppichland. Die wird, mit ein paar hochwertigen Neonröhren ausgestattet, zu einem Lichtblick auf dem „Boulevard Ruhr“ - man möchte verweilen!), auch vom „Tor zur Ruhr“; ist damit die zutiefst abstoßende Bahnunterführung im Gerberviertel gemeint? Wer es durchschreitet, steht wenn er an Haus Herbede vorbeigegangen ist auf der grünen Hundewiese der Dortmunder und Bochumer.

Von „hochwertiger Architektur“ ist da die Rede, so wird es im Antrag der SPD gefordert werden; Architektur muss es schon sein, und hochwertig bitt´schön!

Planer sind DIENSTLEISTER!: „Plant das mal genau so, aber bitte als hochwertige Architektur!“ 

Hochwertige Planungen erfordern Hingabe, Phantasie und Einfühlungsvermögen. Architektur wird im besten Fall als Begriff verwendet, um eine Qualität von funktionierenden Wechselbeziehungen zwischen Innen- und Aussenraum, (menschgerechten) Wegen und Lichterlebnissen zu beschreiben.

„Wenn man keine Ahnung hat: einfach mal..“

Was hier bei uns gebaute WIRKlichkeit werden soll, hat mit alledem nichts zu tun. Es wird, von (architektonisch) inkompetenten, abhängigen „Denkern“ etwas im nicht zu leugnenden Zusammenhang zu zeitlich begrenzten firmen-(expansions)politischen Trends („Shareholder Value“) halbherzig vorgedacht, schnelle Grundstücksverkaufserlöse ( siehe auch Stadtbücherei: http://www.buergerbegehren-witten.de/ ) immer im phantasielosen Blick. Und dann:

ETIKETT DRAUF, FERTIG IST DER LACHS!!

Dabei muss allen klar sein: Was auch immer da gebaut wird, wir Herbeder müssen dann damit klarkommen! Deshalb kann man im Vorfeld gar nicht genug darüber nachdenken.

Wer´s nicht glaubt, der kann ja mal nach Herdecke fahren und sich den brandneuen Leerstand in der Fußgängerzone anschauen. Ein gewichtiger Grund dafür ist das neue „Mühlencenter“.

Und noch etwas ist klar: Wenn Ignoranz ernst zu nehmende Gutachten einfach vom Tisch wischt, wurde augenscheinlich nicht genug nachgedacht:

Erst „darf“ Edeka expandieren, dann Rossmann. Aber dann muss auch Netto dürfen, Aldi etwas später und schwuppdiwupp würde ein Gutachten wie das von „Stadt und Handel“ zu einem anderen Schluss kommen müssen, in etwa so: 

„Herbede verfügt nun im Lebensmitteleinzelhandel über doppelt so viel Verkaufsfläche wie zuletzt im Jahr 2011, eine effiziente Auslastung der Verkaufsflächen ist fraglich, Arbeitsplatzabbau ist zu befürchten.“

Und wer „bezahlt“ dann mit weniger Auswahlmöglichkeiten??

Noch findet in der gewachsenen Architektur unseres Städtchens Verkauf statt, geplant wird das Stattfinden von Verkaufsarchitektur; ein deutlicher Unterschied!

Zum Schluss ein tolles Rezept, vom „Chefkoch“ persönlich:

http://www.chefkoch.de/rezepte/752301177921675/Blinde-Tauben.html

Da ist alles drin, (nur keine Tauben) - guten Appetit!

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