Dienstag, 20. September 2011

Doppelzüngig? SPD hält die Fläche im Zentrum für eine ideale Alternative zum Gerberviertel

Verwahrlostes Grundstück im Zentrum
(zum Vergrößern bitte Bild anklicken)
Folgt man dem Gedanken des Vormholzer Ortsvereins-Vorstandsmitglieds und SPD-Kreistagsabgeordneten Müller, dann wäre die Verschiebung des Zentrums in das Gerberviertel nicht erforderlich. Als Alternative zum Gerberviertel käme noch eine weitere Freifläche in Frage, sagte er der WAZ: „Ideal wäre es auch, die Brache neben Netto zu bebauen. Die ist allerdings als Wohnbaufläche ausgewiesen, es wurde dort mal an altengerechte Wohnungen gedacht.“ (in: Der Westen, 16.09.2011)
Damit ist der Forderung nach neutraler, sachlicher Beurteilung der Potenzialflächen für den einzelhandel Genüge getan, glaubt die SPD.
Es könnten sich (fast) alle Beteiligten schnell einig werden, weil die bisherige Ausweisung als Wohnbaufläche kein prinzipielles Hindernis für die Erweiterung der Fläche des Netto-Marktes darstellt. An einer Lösung wird zurzeit intensiv gearbeitet.
Wenn dies für die Ortsvereine wirklich eine "ideale" Lösung wäre, warum unterstützt sie nicht die Arbeit der Aktiven vor Ort und entwickelt gemeinsam mit dem Bürgerkreis, dem Heimatverein und der Werbegemeinschaft eine zukünftige Nutzung des verwahrlosten Grundstücks neben Netto? Warum bezieht sie Gegenpositionen zum Gutachten des Büros Stadt+Handel, der ja diese Schlussfolgerung nahe legt?

Ergebnis der Studie von Stadt+Handel

Die Studie von Stadt+Handel geht von "einer auch zukünftig guten Wettbewerbsposition des Nebenzentrums" aus. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die im Herbeder Zentrum verbleibende Kaufkraft im Lebensmittelbereich für die Magnetbetriebe keinen unmittelbaren absatzwirtschaftlichen Handlungsbedarf erkennen lässt. Aber sie stellt - dezent - fest, dass der Stadtteil Aufgaben zu lösen hat und modernisieren muss, um das zentrum zu stärken ("... wenngleich eine Modernisierung aus Nachfragesicht grundsätzlich wünschenswert erscheint").
Dazu zählt Stadt+Handel beispielsweise:
  • Weiterentwicklung betrieblicher Auftritte.
  • Präsentation der Parkierungsanlagen, die stark verbesserungsbedürftig sind, einerseits optisch-gestalterisch wie im Bereich um den Aldi- und den Netto-Markt, andererseits hinsichtlich Beschilderung wie für die Zufahrt zur Garage des Edeka-Marktes. 
  • Der gesamte werbliche Auftritt des Zentrums bzw. der Magnetanbieter zur Wittener Straße. 
  • Eine attraktive fußläufige Anbindung des medizinischen Zentrums über die Wittener Straße (wichtig, wenn die Patienten und Angestellten die Angebote im Zentrum stärker nutzen sollen). 
  • Mit betrieblichen wie städtebaulichen Modernisierungen einhergehende quantitative Erweiterungen von Verkaufsflächen. "Dabei kommt mit Blick auf die bisher außerordentlich stabile Vielfalt der Anbieter zugleich der Stärkung einer räumlich kompakten Struktur mit kleinräumigen fußläufigen Verknüpfungen zwischen den Magnetbetrieben des Lebensmitteleinzelhandels bei guter sonstiger verkehrlicher Erreichbarkeit eine wesentliche Rolle zu".

SPD und CDU sollen sich endlich zur Stärkung des gewachsenen Zentrums bekennen!

Von SPD und CDU erwarten die Bürger, dass sie sich endlich klar und deutlich zur Stärkung des gewachsenen Zentrums bekennen!
Während die CDU sich bedeckt hält, versuchen die SPD-Ortsvereine sich durch eine eilig inszenierte Umfrageaktion als aktive Kraft im Stadtteil zu profilieren. Leider tun sie dies nicht durch sachliche Auseinandersetzungen.
  • Das Vormholzer Ortsvereins-Vorstandsmitglied und SPD-Kreistagsabgeordneter Müller behauptet, durch den Hevener Edeka-Markt gehe "uns einiges an Kaufkraft verloren, denn seit das Zentrum in Heven fertig ist, ist in Herbede die Kaufkraft zurückgegangen“. Diese Behauptung ist falsch und einfach nur dreist. Herr Müller müsste sich die Antwort von Fachleuten besorgen, und die sind in erster Linie bei den Verbänden zu finden (IHK und Einzelhandelsverband). Beide Verbände haben, mit Unterstützung der Verwaltung, das Büro Stadt+Handel in diesem Jahr damit beauftragt, die für Herbede aktuellen Daten zu ermitteln. Das Ergebnis: "Die demnach im Zentrum verbleibende Kaufkraft im Lebensmittelbereich lässt für die Magnetbetriebe keinen unmittelbaren absatzwirtschaftlichen Handlungsbedarf erkennen, ...". 
  • Müller: „Man kann grob sagen: Leute, die zu Fuß einkaufen gehen, sind mit dem bestehenden Angebot zufrieden. Wer mit dem Auto kommt, neigt eher dazu, in andere Bereiche auszuweichen, vor allem nach Heven." Die Behauptung, Kunden wanderten nach Heven ab, ist aus unserer Sicht falsch. Wenn Kunden dem Edeka-Markt den Rücken kehren sollten, wie Herr Müller befürchtet, dann eher deswegen, weil Netto nach der Renovierung größeren Zuspruch findet als bisher.
    Er sollte wissen: Netto gehört zum Edeka-Konzern und der Kannibalismus ist von der Konzern-Zentrale in Hamburg durchaus gewollt.
  • Die SPD nimmt einfach nicht zur Kenntnis, dass nicht der Standort für einen Vollsortimenter in der Meesmannstraße gefährdet ist, sondern nur für den klassischen Edeka-Vollsortimenter. Rewe würde diesen Standort gerne übernehmen!
    Außerdem: wer mit dem Auto unterwegs ist, kann und soll einkaufen, wo er will, aber soll für ein paar Autofahrer ein ganzer Stadtteil geopfert werden, obwohl im Zentrum noch Optimierungsmöglichkeiten für Autofahrer bestehen?

Der Edeka-Konzern interessiert sich nicht für alte Leute, die überwiegend zu Fuß einkaufen gehen, sondern für Autofahrer! Warum vertreten die kleinen SPD-Ortsvereine die Strategie eines Konzerns?

Der Bürgerkreis hat die SPD herzlich dazu eingeladen, mit ihm und den Bürgern über die "ideale Alternative" im Zentrum zu diskutieren. Eine mögliche Gesprächsgrundlage ist die Potenzialflächenanalyse des Bürgerkreises “Witten-Herbede – Potenziale und Weiterentwicklungen im Kern“, die der SPD seit einem Jahr vorliegt. Man muss "es" nur wollen.

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